Direct Trade vs Fairtrade
Wir rösten, verkaufen und schenken Direct Trade Kaffee-Bohnen in Lenzburg in unserer Kaffeebar aus! Uns ist höchste Qualität und Menschlichkeit sehr wichtig. Das setzen wir täglich um.
Eins vorab: Wir sind keine Weltverbesserer und verteilen auch keine Almosen. Ein Township oder Slum zu einem wohlhabenden Wohnquartier zu wandeln steht weder in unserer Macht noch ist es unser Ziel. Wir sind jedoch überzeugt, dass es unsere Pflicht ist, die Bauern korrekt zu entlöhnen. Sie stehen ganz am Anfang der Kaffeekette und verdienen Dankbarkeit und eine angemessene Endlöhnung für ihre Knochenarbeit. Von den Kaffeebauern erwarten wir viel!
Wir erwarten eine saubere Arbeit und dadurch ein gutes Produkt, Ehrlichkeit, schonender Umgang mit der Umwelt, und gerechte Endlöhnung der Pflücker. Mit unserer gerechten Bezahlung sollen die Bauern Ihr Leben etwas einfacher gestalten können und mehr finanzielle Sicherheit erhalten. Sie sollen sich etwas weniger darum sorgen müssen wie die Familien ernährt werden oder ob den Kindern eine gute Schulbildung ermöglicht werden kann. Soziale Gerechtigkeit ist für uns in der heutigen Zeit ein MUSS!
Nun zugegeben sind wir ja nicht die Ersten, die das machen! Max Havelaar hatte in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine gute Idee: Die Industrieländer sollten aufhören die Zweidrittel-Welt auszunutzen und den Produzenten und Arbeitern faire Preise für Güter und Dienstleistung zahlen. Fairtrade war geboren. In den 90er leuchtete das den informierten Konsumenten in der Eindrittel-Welt langsam ein. Leider hatte Max die Idee nicht ganz fertig gedacht, denn Max war es egal, wie gut das Produkt war—Hauptsache es war fair. So denken heute noch viele Konsumenten. Fairtrade Kaffee sei fair aber von minderer Qualität.
Mit den drei Wellen des Qualitätsboost beim Kaffee (first, second, third wave) haben sich verschiedene Organisationen gebildet, die das Ziel hatten, den Kaffee von der Plantage bis in die Tasse zu verbessern. Auf der einen Seite ist dies die Organisation „The Cup of Excellence“ , die in fast allen Anbauländern von Kaffee Degustationen durchführen, um die besten Kaffees der Länder zu küren. Auf der anderen Seite haben wir die Speciality Coffee Association, die das Rösten und die Zubereitung des Kaffees im Fokus hat und ihrerseits Wettbewerbe überall auf dem Globus veranstaltet, welche dann auch in diversen Weltmeisterschaften enden.
Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Gute Preise erzielen die Produzenten nicht mit der Hilfe eines—mittlerweile—Grosskonzerns, der keine Skrupel hat, einen Kaffee aus einem Apartheitsstaat zu zertifizieren. Gute Preise erzielen die Kaffeebauern, wenn sie top Qualität abliefern. Diese Kaffees werden auch nicht an der Börse gehandelt, eine Obszönität für Lebens- und Genussmittel. Diese Kaffees werden in aller Regel direkt von Kaffeescouts (algrano, coffee fellows, roasters united) den Röstern weltweit angeboten, oder auch von den Röstern direkt aufgekauft.
Direct Trade ist ein allgegenwärtiger Begriff in der Specialityszene, der nicht geschützt ist, bei dem keine Lableorganisation dahintersteht. Direct Trade erzielt für den Produzenten einen höheren Preis, als bei Fairtrade oder der Börse (New York, London).
Der Börsenpreis für 453gr. (1US lbs) Arabicabohnen von ungewisser Herkunft liegt zur Zeit (Stand: 17. September 2019) bei 0.80$. Was davon zum Produzent kommt, will man sich gar nicht vorstellen.¹
Nach Aussage von Max Havelaar, erziehlen die Farmer mit Fairtrade Label zwischen 8-30% höhere Preise als nicht Fairtarde. 8-30% von ziemlich wenig ist nicht viel mehr.
„The producer organisations in this study received higher prices from Fairtrade buyers than the non-Fairtrade buyers to whom they sold. In 2013, when coffee prices declined substantially, Fairtrade farmers received prices that were between eight and 30 percent higher price (the difference was statistically significant) than they would have received from selling to non-Fairtrade buyers, with the price difference being greatest for Fairtrade-organic farmers (12–30 percent higher).“
Roger Wittwer von der Kaffeeschmitte in Langnau beschreibt in seinem Transparenzbericht, dass die Produzenten, bei denen er direkt einkauft zwischen 3 und 25 Dollar pro US lbs erhalten.
Bei Algrano sind es $ 1.35 bis $ 3.50 pro 453gr.
Unser Einkaufspreis setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Dem FOB (Free on Board) und den Kosten für Transport, Logistik und Einfuhr in die Schweiz. Beim FOB trägt der Kaffeeproduzent die Verantwortung und die Kosten für den Rohkaffee bis er auf dem Schiff verladen ist, danach geht das Risiko zum Käufer über.
Den Transport und die Formalitäten übernimmt ab dem Containerschiff die Trading Firma Coffee Quest und chauffiert ab Hamburg die Säcke direkt zu uns in die Rösterei. Kostenpunkt dafür: Rund 1 Euro pro Kilo.
Summa summarum bezahlen wir schlussendlich CHF 7-12/kg, was bedeutet das 80% des Endpreises an den Kaffeebauern gehen.
Wir rösten, verkaufen und schenken sie in Lenzburg in unserer Kaffeebar aus! Bei uns bekommt man vom klassischen Espresso, über den Flatwhite bis zum Selfiecchino alles. Uns ist höchste Qualität und Menschlichkeit sehr wichtig. Das setzen wir täglich um.
Preistransparenz ist ein komplexes Versprechen einzuhalten. Das Ergebnis hängt stark von der Branchenstruktur, der zum Zeitpunkt des Kaufs verfügbaren Datenmenge, aber auch von der Zeit eines Importunternehmens ab, das Thema zu recherchieren. Im costa-ricanischen Kontext ist es einfach, einen FOB-Preis zu erhalten, der an den Exporteur oder vielleicht von einem exportierenden Müller gezahlt wird. Dies sagt noch nichts über den Preis aus, den der Landwirt, der die Kirsche anbaut, tatsächlich bekommt. Durch den Kauf von Kaffee von einem Produzenten, der auch Mühlen verarbeitet (oft der Fall bei Nischenspezialitätenkaffee), ist dies einfacher, jedoch nicht immer der Fall.
Transparenz ist in Costa Rica gesetzlich geregelt, und alle internen Preise und Mengen sowie Exportpreise und der endgültige Liquidationspreis pro Müller werden auf der ICAFE-Website veröffentlicht. Dies bedeutet, das Importeur in der Lage sind, genaue Berechnungen zu machen, was ein Bauer bekommt.
Unsere Kunden wollen oft den Preis wissen, den Betrag, der in der Tasche des Bauern landet. Ohne den richtigen Kontext bleibt diese Zahl einseitig. Wie können wir die Wertschöpfung in der Lieferkette betrachten? Nicht jeder Landwirt wird Kaffee in Kirsche liefern, andere könnten die gleiche Kaffeesorte auch trocknen, waschen, reinigen, exportieren und vermarkten. Der Marktmechanismus in jedem Land wird sich um die Preisbildung kümmern. Stellen wir sicher, dass der Kontext hinter der Preistransparenz klar ist! Sagen können wir folgendes: Die Bauern bekommen bei direct trade den mehrfachen Preis, als der, der an der Kaffeebörse gehandelt wird. Da zwischen Importeur und Produzent eine persönliche Beziehung-, oder gar eine Freundschaft besteht, wird der Preis auch nicht gedrückt. Die Bauern in Costa Rica wollen keine Almosen für Ihre Arbeit, sondern einen fairen Preis für ihre harte Arbeit.
¹ https://markets.businessinsider.com/commodities/coffee-price
² A study to assess the impact of Fairtrade for coffee smallholders and producer organizations in Indonesia, Mexico, Peru, and Tanzania, Max Havelaar 2016
³ https://www.kafischmitte.ch/2019/10/11/unser-transparenzbericht-2019-und-etwas-frust/
Bild 1 & 2 — Rodrigo Flores (via Unsplash)
Barista Shop, Rösterei Lenzburg
Rathausgasse 17, 5600 Lenzburg
Telefon 062 891 02 58
WICHTIG — Kaffeeausschank ist eingestellt!
Montag & Sonntag — geschlossen
Dienstag — 09:00 bis 17.30 Uhr
Mittwoch — 09:00 bis 12:00 Uhr
Donnerstag & Freitag — 09:00 bis 18:00 Uhr
Samstag 09:00 – 16:00
Kaffeerösterei Kirchleerau
Dorfstrasse 72 5054 Kirchleerau
Es findet vor Ort kein Kaffeeverkauf statt!